Juristischer Gedankensalat

Rund um das Studium der Rechtswissenschaften

Weihnachten auf Juristisch

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Justus J., ein Jurist mit Herz und Seele, macht es sich am Heiligen Abend gemütlich. Extra für den Besuch seiner Freundin P. Graph hatte er den ganzen Nachmittag mit Schmücken, Backen und Kochen verbracht.
Die Gans schmorte im Ofen, der Glühwein war wohl temperiert und die Kerzen tauchten das dekorierte Wohnzimmer in einen festlichen Schein.
Mit Stolz betrachtete Justus den kleinen Weihnachtsbaum den er noch in letzter Minute ergattert hatte und so liebevoll geschmückt hatte.
Vergessen waren die Stunden des umherfahrens auf der Suche nach einem Baum der nicht überteuert, fast nadellos oder verkrümmt war. Vergessen die panische Suche nach Weihnachtsschmuck im völlig überfüllten Baumarkt. Vergessen der Besuch beim Juwelier um noch schnell irgendwas für P. Graph zu kaufen und das leichte Grinsen des Verkäufers als Justus erleichtert das kleine Geschenk in die Tasche steckte.

Leise dudelte im Hintergrund weihnachtliche Musik und gespannt schaute Justus auf die Uhr. Eigentlich hätte P. Graph schon längst da sein müssen. Das Klingeln des Telefons störte diese festliche Atmosphäre und Justus überlegte ob er abnehmen sollte oder nicht. In Erwartung eines letzten Weihnachtlichen Grusses nahm er den Hörer.
Die Enttäuschung stand ihm im Gesicht: P. Graph´s Zug steckte fest und sie würde es nicht schaffen, es aber später gerne versuchen sofern sie heute überhaupt noch ankäme. Sonst würden sich die zwei eben morgen sehen.

Justus war enttäuscht. So ein Mist! Da hatte er sich die ganze Mühe gemacht und wofür? Für eine Frau die irgendwo im Zug festsaß. Toll!
Er entschied sich für das übliche Festtagsprogramm: Durch die zahlreichen Fernsehprogramme schalten, Glühwein genießen und die Gans musste auch irgendwer essen. Vielleicht würde er später noch etwas arbeiten.

Später am Abend, Justus lag auf dem Sofa und war schon leicht besäuselt vom Glühwein mit einem Schuss Rum, (oder doch eher Rum mit einem Schuss Glühwein?) hörte er plötzlich ein Poltern aus dem Kamin. Es raschelte verdächtig und er hörte ein leises Brummeln.
Justus setzte sich leise auf, griff nach dem Kaminhaken und schaute gebannt auf den Kamin. Irgendwas rieselte aus dem Schacht herunter und das Feuer knisterte vor sich hin. Er ging näher ran, den Haken fest umklammert.
Plötzlich sauste eine Gestalt mit einem lauten Plumpsen herunter und krabbelte mit qualmenden Hintern vorwärts. Justus war wie gelähmt und starrte den Mann im Weihnachtsmannkostüm an.
Dieser stand langsam auf, klopfte sich das Kostüm ab und lächelte Justus nett an. „Ich bin einfach zu alt für solche Sachen.“, sagte er mit tiefer Stimme. Das proppere Gesicht war umrahmt mit weißen Haar und ein langer weißer, wallender Bart machte es noch runder.

Justus griff den Haken fester und fragte den „Besucher“: „Wer sind sie? Was wollen sie hier?“. Der Weihnachtsmann schaute Justus an und räusperte sich kurz. „Ich bin, wie unschwer zu erkenen, der Weihnachtsmann.“. „Natürlich und ich bin Jesus!“, erwiderte Justus „Und jetzt nehmen sie ihr Gepäck und verlassen auf der Stelle mein Haus!“. Er hob den Haken etwas höher und machte dem Alten Mann Platz. Aber der ging statt zur Tür, zum Sessel, setzte sich seelenruhig hin und öffnete den Sack. Justus, der langsam ungeduldig wurde setzte erneut an: „Guter Mann, erstens haben sie sich durch ihr Eindringen in meine Wohnung des Hausfriedensbruches schuldig gemacht und Zweitens werde ich gleich die Polizei anrufen wenn sie nicht sofort gehen!“.
„Aber Justus, möchtest du garnicht wissen warum ich hier bin?“. Der Alte Mann nahm sich einen Keks und griff nach der Glühweintasse. „Darf ich?“.
Justus, langsam aber sich im Glauben eigentlich nur zu träumen, zählte innerlich die Vergehen auf die der komische Kauz auf seinem Sessel schon verwirklicht hatte. „… Hausfriedensbruch, Diebstahl ….. Nötigung? Hm, mal überlegen….“. Er schüttelte den Kopf und setzte abermals an: „Würden sie dann jetzt bitte gehen? Und Glühwein gibt es hier nicht für sie, ich hab sie nicht eingeladen. Wie heissen sie überhaupt?“
„Nunja.“, der alte Mann räusperte ich kurz und strich sich Kekskrümmel aus dem Bart, „Ich bin der Weihnachtsmann. Für gewöhnlich komme ich jedes Jahr am 24. Dezember vorbei. Also bin ich sehr wohl eingeladen. Ich habe dir auch etwas mitgebracht.“ Sprachs und zog ein Päckchen aus dem Säkchen. Er hielt es Justus hin.
Inzwischen hatte dieser sich innerlich überlegt, dass es sich nur um einen Scherz handeln könne und er sicherlich gleich überrascht werden würde, vielleicht sogar von P. Graph? Er entschied sich das Spiel mitzuspielen und setzte sich auf´s Sofa. Das Päckchen vor seiner Nase war hübsch verpackt und irgendwie war er ja doch neugierig was sich darin wohl befand. „Nun nimm schon Justus, es wird dich freuen!“.
„Tze, der Weihnachtsmann. Der wurde erfunden von Coca-Cola für Werbezwecke und du willst mir erzählen du wärst der Echte. Ja, klar. “ Justus lachte und nahm das Päckchen.
„Nunja, eigentlich hat Coca-Cola sich alles von mir abgeschaut und damit dann Werbung gemacht. Jetzt glaubt keiner mehr dass ich der echte bin. Aber wenn du vielleicht aus dem Fenster schauen möchtest, da steht mein Schlitten. Ich kann dich auch gern einmal mit zu mir nach Hause nehmen, dann siehst du wer hier der echte ist und wer nicht. Ich wohne nämlich nicht in einem Coke Truck!“
„Natürlich, ich versteh schon. Jeder hat so seine Marotten.“ Justus stand auf, schaute aus dem Fenster und staunte nicht schlecht als er den Holzschlitten sah und die Rentiere die ihn alle anzugrinsen schienen. „Tja, ich muss sagen: Die Überraschung ist wirklich gelungen!“. Endlich packte er das Päckchen aus. Zum Vorschein kam ein MüKo, der aktuelle. Justus plante schon länger ihn sich zuzulegen, für alle Fälle. Doch da war noch etwas. Ein Umschlag. Justus öffnete ihn und fand ein Ticket in die Karibik. Erstaunt schaute er den vermeintlichen Weihnachtsmann an, denn Abflug war schon morgen.
„So Justus, ich wünsche dir viel Spass beim Packen. Hättest du vielleicht noch ein Glas Milch für mich? Ich habe heute noch jede Menge zu tun.“
Justus, noch immer erstaunt, schaute den Mann fragend an. „Nun?“.
„Oh ja, natürlich“. Schnell holte er das Glas Milch aus der Küche. Doch der Weihnachtsmann war schon weg. Ein Blick aus dem Fenster verriet Justus, dass der Schlitten wohl doch fliegen konnte. Er schüttelte den Kopf, ging ins Wohnzimmer und legte sich wieder hin. Er sollte unbedingt nie wieder Alkohol trinken, dachte er sich und schlief ein.

Am nächsten Morgen fand er auf dem Tisch einen Zettel. In schöner Schrift stand dort geschrieben:

„Ein fröhliches Weihnachtsfeste und einen schönen Urlaub. Lieber Justus, manchmal ist etwas weniger Juristerei und etwas mehr Urlaub ganz gut.“

In diesem Sinne:

Ein fröhliches Weihnachtsfest. Legt die Bücher mal bei Seite, sie laufen nicht weg.


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