Jeder kennt es. „Was studierst du denn?“ – „Jura.“ – „Boah!Echt?!“.
Und weil das Leben als Jurastudent irgendwie anders läuft, hier meine Beobachtungen:
Erscheinungsbild
Der Jurastudent ist leicht zu erkennen. Für gewöhnlich sind sie nicht nur „gut gekleidet“, sondern tragen riesige Rücksäcke auf dem Rücken, ziehen Koffer hinter sich her oder haben Umhängetaschen in die locker ein Elefantenbaby reinpassen würde.
Nicht zu vergessen: Die kleine Tasche, lässig am Handgelenk baumelnd: Der Sartorius.
Statistisch gesehen tragen 70% von Ihnen T-Shirts mit kleinen Krokodilen drauf, Anzüge und Krawatten. Der Rest hat noch eine „eigene Linie“.
Kommunikation
Sie verfügen über einen wahnsinnig großen Wortschatz, der sich erstaunlicherweise schon in der Diskussion nur eines Problems entladen kann, wobei in dieser Diskussion keine Lösung gefunden wird, sondern durchaus alle Meinungen nebeneinander stehen können, als Mindermeinungen deklariert werden können oder gar „für dieses Problem garnicht passend“ scheinen.
Stellt man Ihnen eine Frage anworten sie stets: “ Das kommt darauf an….“.
Sehr häufig erscheinen sie nach einer Frage leicht geistesabwesend, schauen stumm den Gesprächspartner an. Bitte nicht wundern, sie subsumieren in dieser Zeit alles sehr genau und wenn sie schließlich mit „(+)“ oder „(-)“ antworten, haben sie Ihre Frage verstanden und bereits beantwortet.
Sollten sie auf die Idee kommen mit einem Jurastudenten zu diskutieren, bereiten sie sich darauf vor mit Begriffen wie „Herrschende Meinung“ und „Minder Meinung“ konfrontiert zu werden.Kurze Erklärung dazu: Die „Herrschende Meinung“ vetritt grundsätzlich der Jurastudent, sie hingegen die „Minder Meinung“, sehen sie also von jeglichen Gesprächen ab, in denen das Thema zwei oder gar mehrere Meinungen zulassen könnte.
Jurastudenten verwenden sehr häufig das Wort „grundsätzlich“ und sind der Ansicht „streitig“ wäre Teil der Alltagssprache.
Ein anderes weit verbreitetes Phänomen sind Antworten wie „Das ist jetzt keine Rechtsberatung, sondern nur meine persönliche Meinung.“ auf Fragen im rechtlichen Bereich. Es können durchaus auch allergische Reaktionen auf Fragen wie :“Du studierst doch Jura, hör mal ich hab da folgendes Problem ….“ auftreten.
Sie neigen dazu, Namen einfach abzukürzen. Sollten sie also statt mit ihrem Namen nur mit dem Anfangsbuchstaben Ihres Namens angesprochen werden ist das völlig normal. Auch Schilderungen wie „Da hat der F dann der E gesagt ….“ sind völlig normal.
Übrigens: Der T und der O sind keine persönlichen Freunde des Jurastudenten, sie bringen sich lediglich manchmal um, vergiften sich oder schenken sich etwas.
Verhalten
Zunächst ist der Jurastudent ein Einzelgänger. Rudelanhäufungen kommen vor, sind aber meist in Bibliotheken zu finden. Dort allerdings findet man sie häufig recht schwierig, denn sie werden verdeckt von Bücherstapeln und brüten meist über Ihren Laptops. Ob dieses Verhalten nun Brutverhalten ist oder nicht, wurde wissenschaftlich noch nicht erforscht, in der Bibliothek wird schließlich um Ruhe gebeten.
Auffällig ist ebenfalls, dass der Durchschnitts-Jurastudent die Bibliothek bei Morgenlicht betritt und erst am Abend wieder verlässt. Ob dieses Verhalten auf eine Form der Lichtscheuheit zurückzuführen ist, ließ sich noch nicht abschließend klären.
Besondere Verhaltensweisen zeigen sich bei TV-Konsum. Zunächst wundern sie sich nicht, wenn der Jurastudent bei DSL-Werbung irgendwas von Drittschaden und Liquidation quasselt, für ihn ist DSL etwas anderes als für sie!
Auch Krimis oder Gerichtsshows sind mit Vorsicht zu genießen. Er wird Ihre Spannungsgeladene Aufmerksamkeit mit Kommentierungen wie „Nein, das ist eindeutig nur Totschlag!“, „So geht das nicht dafür fehlt es an Vorsatz!“ oder ähnlichen Ausbrüchen stören. Bitte übersehen sie diese Ausbrüche, er kann eben nicht anders.
Beim Autofahren werden sie ihn ständig etwas murmeln hören. Machen sie sich keine Sorgen, er nennt lediglich die Bezeichnungen zu den Paragraphen die er auf Autoschildern sieht.
Sollten sie es dennoch einmal schaffen den Jurastudenten ausserhalb der Bibliothek und seines Schreibtisches zu begleiten, seien sie auf folgende Situationen vorbereitet:
An Garderoben die Schilder aufweisen mit dem Text „Keine Haftung für Ihre Garderobe“ wird er in schallendes Gelächter ausbrechen.
Beim Einkaufen wird er Ihnen erklären das Hinweise wie „Wechselgeld sofort nachzählen – später keine Reklamation!“ völliger Blödsinn sind und auch warum das so ist. Ebenfalls wird er beim Einkauf speziell in Bäckereien leise mitzählen. Machen sie sich keine Gedanken: Er zählt die einzelnen Rechtsgeschäfte.
Wenn sie ihn um etwas bitten wie z.B. ihn kurz irgendwo hinzufahren wird er Ihnen einen Haftungsausschluss für Gefälligkeitsverhältnisse jeglicher Art vorlegen und sie bitten dieses zu unterschreiben. Nicht weiter wundern, er spricht da aus Erfahrung.
Noch eine Sonderrolle spielen Kneipen-Besuche. Sollten sie den Jurastudenten zu einem „All-you-can-eat“-Büffet begleiten und er spricht von einer Schädigungsabsicht, können sie sich sicher sein: Er wird voll zuschlagen! Ebenfalls nicht weiter wundern sollten sie sich wenn er meint er würde nun eine Aufstiftung zu einer Runde Bier begehen, völlig normal, er will nur einen ausgeben :).
Sonstige Hinweise
In privaten Momenten wird der Jurastudent Ihnen erklären er kenne Hemmung nur bei der Verjährung. Zudem kennt er Befriedigung nur aus dem Zivilrecht.
Liebesbriefe könnten mitunter schwierig zu lesen sein, der 7 cm Rand ist für Ihre Antwort gedacht und er ist dazu in der Lage in nur drei Zeilen einen ganzen Roman unterzubringen, die Fussnoten verdeutlichen nur seine Ansicht. Ehrlich!
Er wird Ihnen häufig anworten: „Vertretbar“, was nicht heissen soll er würde sie vertreten, nein er findet Ihre Ansicht nur nicht abwegig.
Im Privaten werden sie es nun mit Kausalität zu tun bekommen, bitte wundern sie sich nicht, es ist seine Art die Dinge zu verstehen.
Der Katzenkönig ist übrigens nicht sein Haustier, er sieht ihn eher als … nunja Kultfigur.
Sollten sie mit ihm Streiten und er sagt Ihnen „Deine Aussage war conditio sine qua non für mein Verhalten!“, meint er eigentlich nur dass seine Reaktion erfolgte wegen dem was sie sagten, oder so ähnlich.
Alles in allem ist der Jurastudent pflegeleicht und nett. Natürlich ist ein wenig Übersetzungstalent nötig um ihn wirklich zu verstehen, aber er bemüht sich möglichst auch für den Laien verständlich zu argumentieren.
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