Nach vier Jahren Studium war es soweit: Ich habe mich zur Frühjahrskampagne im April 2013 in Brandenburg gemeldet.
Die Zeit „davor“ – Spekulationen, Last-Minute-Lernen und Gefühlschaos
Die Anmeldung als solches ist schnell und schmerzlos erledigt. Die Formalia waren im Vorfeld bekannt ( siehe dazu auch hier Der Ablauf des 1. Staatsexamens – Fristen, Anmeldung ). In der Warteschlange trifft man Kommilitonen wieder – nach dem Schwerpunkt und der Wahl des Reps hat sich alles etwas zerstreut.
Die Zeit von der Anmeldung bis zum Erhalt der Ladung war geprägt von der Frage „Waren meine Unterlagen wirklich komplett?“ . In Berlin/Brandenburg scheint es aber so zu sein, dass die zuständigen Mitarbeiter im Prüfungsamt gleich bei der Anmeldung Feedback geben. In meinem Fall waren die Unterlagen komplett, ich weiss von einer Mitstudierenden von der Aufforderung zur Nachreichung von fehlenden Unterlagen gleich bei der Anmeldung.
Soweit so gut. Die Anmeldung ist erledigt, jetzt geht es – theoretisch – ans Wiederholen des Stoffes. Die gängigen Zeitschriften sind nun die Abendlektüre, Karteikarten der ständige Begleiter. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit hatte jeder „gute Ratschläge“ parat alá „Auf jeden Fall kommt in einer Klausur Grundrechte, so sicher wie das Amen in der Kirche.“ oder auch „Den und den Fall muss man auswendig können!“.
Trotz der (gefühlten) 1 Mio + X guten Ratschläge, bleibt immer ein Funken Unsicherheit. Irgendwann überkam mich die Panik. aus der Frage „Habe ich genug gelernt?“ entstand der Gedanke „alles nochmal zu lesen“ – was angesichts der Masse an Unterlagen, Skripten und Karteikarten einfach nicht möglich ist.
Mittendrin – die Stimmung fährt Achterbahn, der Kopf ist im Dauerlooping
Mitte April war es dann soweit – die Kampagne begann. Ich hatte im Post „Der Ablauf des 1. Staatsexamens – Prüfungsablauf“ schon grob das – bis dahin – bekannte geschrieben.
Allerdings kommt es anders als man denkt 🙂 .
Geschrieben habe ich in einer Zweigestelle des Innenministeriums in Potsdam. Bezeichnenderweise trägt der Raum den Namen „Friedenssaal“. Es ist eine Sache im Examensklausurenkurs zu sitzen und den Ernstfall zu üben, aber eine ganz andere den Ernstfall zu schreiben. Es besteht keine freie Sitzplatzwahl, sondern man bekommt nach Vorzeigen der Ladung und des Personalausweises eine Nummer zugeteilt. Papier wird in Brandenburg gestellt, genauso wie ein Deckblatt. Und bitte dran denken: „Unterschreiben sie auf keinen Fall mit ihrem Namen, unterschreiben sie mit ihrer Prüfungskennziffer!“. Harte Regeln: Am Ende der Bearbeitungszeit muss die Klausur (incl. Sachverhalt) im Deckblatt am Rand des Tisches liegen. Liegt sie dort nicht gilt sie als nicht bearbeitet.
Nach Verlesung der Prüfungshinweise, Erklären was ein Betrugsversuch ist und was nicht und der Angabe der Abgabezeit gings los. Die Prüfungshinweise wurde bei uns nur am ersten Tag verlesen.Toilettengänge grundsätzlich nur einzeln. Wobei die „Qualität“ der Sanitäranlagen bereits am zweiten Tag zu wünschen übrig liess.
Markierungen im Gesetz sind nicht erlaubt – Fähnchen ohne Beschriftung schon. Einzige Ausnahme: Fähnchen mit der Bezeichnung des Gesetzes sind okay. (Gilt für Berlin/Brandenburg!).
Nach der Erfahrung selbst den Ernstfall geschrieben zu haben, kann ich folgende Tipps geben:
- Denkt an Ohropax! Es ist erstaunlich wie laut es im Klausursaal war – knisternde Tüten, Niesen und Husten sind nicht der passende Soundtrack für eine Examensklausur.
- Wasser! Generell: Denkt an Getränke! So ein Schluck Wasser kann schonmal der passende Treibstoff für das Gehirn sein.
- Futter! Denkt an etwas essbares. (Aber bitte packt es in Brotdosen 😉 ). Mir hat es geholfen nach Erstellen der Lösungsskizze erstmal ein Brot zu essen und zwischendurch immermal einen Happen zu nehmen. Der Körper arbeitet auf Hochtouren – gebt ihm Treibstoff.
- Tintenpatronen, Radiergummis, Taschentücher, Textmarker ……. packt es lieber ein, in der Klausur gibts keine Möglichkeit sich was zu leihen.
- Zieht euch Klamotten an in denen ihr euch wohlfühlt. Es ist kaum zu glauben, aber die Klamotte machts. Das ist ja schließlich keine Modenschau, wohlfühlen ist angesagt. Wenn der Jogginganzug euch den Wohlfaktor beschert – zieht ihn an!
- Stöckelschuhe sind unfair!
Danach ist davor – hinterher weiss man es immer besser
Tut euch selbst den Gefallen und denkt nicht an die gerade geschriebene Klausur. Es bringt nichts – außer ihr wisst wer euer Korrektur ist und wo der wohnt :D.
Ich hab auch den Fehler gemacht die Klausurlösung zu googeln. Bringt nichts – nur Unsicherheit. Ab der zweiten Klausur habe ich auch Gesprächsvermeidungsstrategien für gut befunden. Konzentriert euch auf die nächste Klausur, die ist wichtiger als die geschriebene.
Wichtig ist: Ruhe bewahren, Kopf hoch und weitermachen. Ich schätze der größte Fehler wäre der Abbruch.
In Teil 2 gibts die Klausurthemen und eine Einschätzung der Lage :).
Pingback: Stichtag Staatsexamen – Ein Erfahrungsbericht – (Teil 2) – Juristischer Gedankensalat
Pingback: Stichtag Staatsexamen – Literaturliste, Rep, Lernplan und Co. (3/3) – Juristischer Gedankensalat